3. Graduiertentagung
des Zentrums für Moderneforschung
24./25. November 2006 – Universität zu Köln
In seinem Buch Das Netz des Physikers vergleicht Hans-Peter Dürr die Tätigkeit eines Naturwissenschaftlers mit der eines Ichthyologen, eines Fischkundigen, der das Meeresleben erforschen will. Dazu wirft er ein Netz aus, holt es ein und überprüft seinen Fang. Ergebnis seiner Bemühungen sind gesetzmäßige Aussagen über Fische. Im Buch Linked: how everything is connected to everything else von Albert-Lásló Barabási werden Zusammenhänge der Welt so beschrieben, als ob sie selbst Netze wären. Beide Beispiele haben eines gemeinsam. In beiden wird einem Netz bzw. Netzwerk eine Schlüsselaufgabe zugewiesen: Zum einen dient es als methodisches Hilfsmittel, zum anderen als eine Form der Darstellung von als real angenommenen Zusammenhängen.
Ein Netzwerk ist zunächst ein sehr einfaches Gebilde, es besteht
nur aus Punkten und Linien. Und obwohl der Begriff
»Netzwerk« lediglich eine Metapher ist, gehen viele
wissenschaftliche Ansätze (nicht zuletzt die in den letzen
Jahrzehnten einflussreiche Neurologie oder kybernetisch-systemische
Arbeiten) von einem hohen Erkenntniswert durch seinen Gebrauch aus.
Dabei setzen sie die Abbildbarkeit des Untersuchungsgegenstandes in
Netzwerke voraus und betrachten Sachverhalte so, als ob sie
netzwerkartige Zusammenhänge wären. Mit Hilfe des
Darstellungsbegriffs »Netzwerk« geben sie dann Strukturen
an, mit denen diese Zusammenhänge beschrieben werden können.
Heute sind Netzwerke und Netzwerktheorien ein wirkmächtiger und
hoch differenzierter Forschungsbestandteil in vielen Wissenschaften
geworden. Dabei steht eine historische und systematische Aufarbeitung
für die »Moderne« im Austausch der verschiedenen
Fächer und eine Untersuchung der Dynamik von Netzwerken bisher
noch aus.
Um einen möglichst breit gefächerten Zugang zum Thema
»Netzwerke der Moderne« zu eröffnen und
Anschlussmöglichkeiten für den je facheigenen Umgang mit
diesem Thema zu schaffen, ist das Tagungsangebot in vier Sektionen
unterteilt. Das thematische Spektrum soll Nachwuchswissenschaftler aus
den Kulturwissenschaften aber auch aus den Naturwissenschaften
ansprechen und eine Tagung mit fachübergreifendem Arbeitscharakter
ermöglichen.
Das Zentrum für Moderneforschung lädt Promovierende aller Fächer ein, Vorschläge für einen 20-minütigen Vortrag zu einer der vier Sektionen einzureichen.
SEKTIONEN
SEKTION I: ASPEKTE, BEGRIFFE, THEORIEN
SEKTION II: ÄSTHETISCHE NETZWERKE
SEKTION III: KULTURELLE | SOZIALE NETZWERKE
SEKTION IV: NATÜRLICHE NETZWERKE
Die Bewerbungen (500-700 Wörter) können bis zum 15. Juli
eingesandt werden: per e-Mail an tagung@zfmod.de (als .doc, .rtf oder
.pdf); per Post an das Zentrum für Moderneforschung, Institut
für deutsche Sprache und Literatur, z. Hd. Markus Rassiller,
Stichwort »Graduiertentagung 2006«, Universität zu
Köln, Albertus Magnus Platz, 50923 Köln. Die Abstracts sollen
neben einer Inhaltsangabe den Bezug zum Tagungsthema im Hinblick auf
die jeweilige Fachexpertise verdeutlichen. Aus der Tagung soll eine
Veröffentlichung im Rahmen der Reihe »Forum« des
Zentrums für Moderneforschung hervorgehen.